Eichbaum Institut

Willkommen beim Eichbaum Institut

„Man sollte wenigstens einmal am Tag ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen,
ein schönes Bild betrachten und, wenn möglich, ein paar vernünftige Worte sagen.“

(Johann Wolfgang von Goethe)

Dieses Goethe-Wort erinnert uns an unsere Kultur, an das Schöne in unserem Leben,
das, was vielleicht nicht unbedingt nötig ist zum rein physischen Lebenserhalt. Doch
bekanntermaßen lebt der Mensch nicht nur vom Brot allein, denn auch unsere Seele
verlangt nach Nahrung. Wenn wir wahrhaft Mensch sein wollen, verlangt sie nach dem
Wahren, Schönen und Guten, das Goethe uns mit seinen Worten ans Herz legt.

Wir könnten die Palette dessen, was unsere Seele nährt, noch erweitern, denn auch ein
Waldspaziergang und überhaupt ein Aufenthalt in der Natur wirken durchaus wohltuend
und heilsam. In diesem Spruch jedoch geht es bewusst um das, was wir Menschen
erschaffen können – also nicht um Natur, sondern um Kultur.

Doch wie ist es heute um diese Kultur bestellt? Es gibt eine starke Gegenbewegung, die
uns davon abhalten will, dem Wahren, Schönen und Guten zu begegnen und diese
Ideale bewusst zu pflegen.

Da haben wir zum einen die permanente Ablenkung. Stress im Beruf ist nur die eine
Seite der Medaille, denn auch in unserer sogenannten Freizeit wird unsere
Aufmerksamkeit nur allzu leicht gebunden, insbesondere durch die mediale Welt, durch
Fernsehen, Computer(spiele) und das intensive Eintauchen in die sozialen Netzwerke.
Zugegeben, der Gebrauch dieser Medien muss nicht zum Gegner unseres Seelenlebens
werden, sondern kann uns im Gegenteil sogar dazu dienen, Zugang zu jenen kulturellen
Gütern zu erlangen, die wir sonst gar nicht aufsuchen könnten. Wir könnten z. B.
Konzerten lauschen, die an einem anderen Ende der Welt gegeben werden oder wir
könnten einen virtuellen Museumsbesuch an einem weit entfernten Ort unternehmen,
den wir physisch gar nicht erreichen könnten.

Doch Hand auf’s Herz! Wie oft machen wir von diesen Möglichkeiten tatsächlich
Gebrauch? Und wie oft folgen wir eher dem sogenannten Zeitgeschehen, getrieben von
dem Bedürfnis, politisch und gesellschaftlich auf dem Laufenden zu bleiben und uns
unsere Meinung darüber zu bilden. Diese Meinungsbildung geschieht dann nicht selten
eben nicht durch eigenständiges Durchdenken der Geschehnisse, sondern dadurch,
dass wir uns verschiedene Sichtweisen ansehen oder anhören und uns derjenigen
anschließen, die uns am meisten anspricht – also schlicht nach Sympathie und
Antipathie; eine Entscheidung, die der Bequemlichkeit entspringt, denn im Grunde
lassen wir andere für uns denken und freuen uns darüber, wenn sie uns unsere
Gedankengänge feinsäuberlich vorgekaut und - logisch begründet - fertig präsentieren.
Mit Wahrheit hat diese Vorgehensweise leider selten etwas zu tun, denn Logik allein hilft
uns nicht weiter. Sie ist zwar eine Grundvoraussetzung, dass wir überhaupt etwas in
Erwägung ziehen können, statt es sofort zu verwerfen, doch mit ihrer Hilfe können wir
die eine Sichtweise ebenso „beweisen“ wie die gegenteilige.

Hinzu kommt der wesentliche Aspekt, dass es für die Seele einen gewaltigen
Unterschied darstellt, ob wir ein Konzert oder eine Ausstellung wirklich besuchen und
die Kunst dort direkt auf uns wirken lassen oder ob wir sie uns nur mit Hilfe von Bild und
Ton, also durch technische Medien, zu Gemüte führen, denn in letzterem Fall handelt es
sich nicht um die Wirklichkeit, sondern nur um ein Imitat derselben. Dieser Unterschied
ist jedoch für die Wirkung auf unser Gemüt keineswegs einerlei, denn alle
wahrgenommenen Imitate wandern in eine andere Schicht des seelisch-geistigen
Menschen als die realen Wahrnehmungen. Nach den Erkenntnissen Dr. Rudolf Steiners
wirken sie daher materialisierend auf den seelisch-geistigen Menschen, was zu seiner
weiteren Verhärtung führt, aus der, sofern sie durch das Ausbleiben wahrhaftiger
Erlebnisse immer mehr und mehr zunimmt, den Menschen immer mehr gefangen
nimmt und innerlich abtötet, indem er droht „…immer erdenverwandter und
erdenverwandter zu werden und zuletzt völlig abgeschnürt zu werden von der geistigen
Welt.“ (Rudolf Steiner, GA 175, 4. Vortrag) Steiner rät nicht zu einer bereits zu seinen
Lebenszeiten vor etwa hundert Jahren unrealistischen Vermeidung der bewegten Bilder,
sondern plädiert für die Schaffung eines Gegengewichts, das heißt „Wie er [der Mensch]
da mit der Sucht entwickelt ein Heruntersteigen unter die sinnliche Wahrnehmung, so
muß er ein Heraufsteigen über die sinnliche Wahrnehmung, das heißt über die geistige
Wirklichkeit, entwickeln."

“Ein erster Schritt in diese Richtung könnte Goethes Vorschlag sein, den wir an den
Beginn dieses Textes gestellt haben, denn „das, was der Maler in Ruhe gibt, gleicht viel
mehr dem, was Sie auf der Straße sehen“ (ebda) als es die bewegten Bilder unserer
heutigen Videos und Filme vermögen.

Betrachten wir unsere bisherigen Überlegungen aus Sicht der Dreigliederung des
sozialen Organismus (kurz: soziale Dreigliederung) so muss das Geistesleben, zu dem
die Kultur unzweifelhaft gehört, frei sein. Das bedeutet, dass es sich unabhängig von
Staat und Wirtschaft in jedem einzelnen Individuum entfalten können muss. Jeder muss
also ungehindert Zugang zu unseren Kulturgütern haben können, seien es nun Bücher,
Bilder, Klänge oder auch Filme, vorausgesetzt natürlich sie enthalten keine gewalttätigen
oder obszönen Inhalte. Doch damit ist es angesichts der oben erläuterten Realität nicht
getan, denn die modernen Medien gehen viel marktschreierischer zu Werke als unsere
die Seele erhebenden Kulturgüter. Unsere Zeit ist geprägt von Nützlichkeits- und
Konformitätsbestrebungen und der Einzelne hat es umso schwerer, in Freiheit den Weg
zu dem zu beschreiten, was in ihm liegt, solange ihm von seinen Zeitgenossen wenig
Verständnis entgegengebracht wird.

Es bedarf daher einer Bildung, die unseren Kindern die Vorzüge des Wahren, Schönen
und Guten nahebringt, die den Funken der Ehrfurcht vor den Werken der großen Meister
in uns zu entzünden versteht und die durch die Begegnung mit Kunst hervorgerufene
seelische Erlebnisse in uns fördert. Zudem muss die Bildung eine innere Stärke in ihren
Schutzbefohlenen fördern, die sie in kulturellen Belangen innerlich unabhängig von den
Erwartungen ihres meist materialistisch gesonnenen Umfeldes macht. Auch das ist ein
anzustrebendes Erziehungsziel, dem eine weitaus größere Bedeutung zukommen sollte
als der Vermittlung von Faktenwissen. So kann uns die Ausrichtung der Bildung dabei
unterstützen, den Zugang zu den Werten des Wahren, Schönen und Guten wieder zu
finden, unser Herz dafür zu öffnen und das Erhebende dem Herunterdrückenden
vorzuziehen. Auf dieser Basis obliegt es dann unserer Freiheit, diese Ideale in unserem
Inneren entwickeln zu wollen.

Überlassen wir das Schlusswort unserer heutigen Betrachtungen noch einmal Dr. Rudolf
Steiner, der mit seinen Ideen zur Waldorfpädagogik und zur sozialen Dreigliederung
genau dieses Ideal des freien Menschen so sehr gefördert hat:

„Aber mitten aus der Zwangsordnung heraus erheben sich die Menschen, die freien
Geister, die sich selbst finden in dem Wust von Sitte, Gesetzeszwang, Religionsübung
und so weiter. Frei sind sie, insofern sie nur sich folgen, unfrei, insofern sie sich
unterwerfen. Wer von uns kann sagen, dass er in allen seinen Handlungen wirklich frei
ist? Aber in jedem von uns wohnt eine tiefere Wesenheit, in der sich der freie Mensch
ausspricht. “ (Philosophie der Freiheit)

Ursula Dziambor

Categories: ZUKUNFTSWERKSTATT

Hervorragende Arbeit

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